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Apostroph hin oder her -
dieser Artikel steht schlichtweg nicht im Creifelds!
Das ist doch kein Geheimdokument, so ziemlich jede Stadtbibliothek sollte dieses Rechtswörterbuch vorrätig haben. Es ist ein einfaches Nachschlagewerk, das auch nur einen sehr oberflächlichen Überblick zu dem jeweiligen Begriff bietet.
Dieser Ausschnitt zum Grundgesetz ist ist einfach frei erfunden, gefälscht, böswillige Täuschung.
“Böswillig” weil er suggeriert diese absurde Auffassung des Grundgesetzes sei unter den Juristen allgemein bekannt, akzeptiert und unbestritten – während die Bevölkerung über diese “Wahrheiten” getäuscht würde.
Das Gegenteil ist wahr. Die Frage, ob das Grundgesetz eine “Verfassung” ist, besteht überhaupt nicht.
Selbst im Frühjahr 1990, als sehr intensiv und in aller Öffentlichkeit diskutiert wurde ob man zur Wiedervereinigung den Weg über Art. 23 gehen kann und wenn ja, ob auch in diesem Falle eine “neue”, dann gesamtdeutsche Verfassung notwendig würde kam keiner der Diskutanten je auf die Idee anzuzweifeln, dass das Grundgesetz eine Verfassung ist.
Das ist eine völlig erfundene Diskussion, die niemand ausserhalb der Kreise der “Reichsbürger” führt. Niemand.
Dass die von reichling angesprochenen Fehler (Apostroph, “Signatur”, aber auch die Unterstreichung, die Verwendung des Kürzels “BRD” oder der unsystematische Aufbau) allerdings dermassen auffällig sind, dass sie jeder bemerken muss, der es überprüft halte ich nicht für einen Zufall. Denn letztlich fällt nur jemand darauf herein der es einfach so glaubt.
Dem aber kann man dann alles mögliche erzählen, er wird auch das kaum prüfen.
Wer sich aber die Mühe macht erst einmal zu schauen ob denn dort tatsächlich steht was behauptet wird, ist für die Lügner sowieso uninteressant. Denn der wird diese Lügen eben durchschauen und unbequeme Fragen stellen. Das können diese Leute nicht gebrauchen. Dann wird man schnell zum “Troll” ernannt, “Systemling” oder “Auftragsschreiber” – man kann begründete Gegenstimmen nicht dulden weil die Gefahr bestünde die Lügen würden aufgedeckt.
Man will, aus welchen Gründen auch immer, Leute die bereit sind zu glauben wir lebten in einem nicht-souveränen, von den Alliierten besetzen Land.
Man will deren Empörung.
Dann gibt man diesen Leuten absurde juristische Ratschläge, die auf diesen Lügen und Irrtümern beruhen.
Befolgt man diese Ratschlägen (die in der Regel darauf hinauslaufen, das irgendwelche Gesetze oder Vorschriften nicht gelten würden) schafft man sich Probleme – weil die entsprechenden Gesetze oder Vorschriften eben doch gelten und dann auch gegebenenfalls durchgesetzt werden.
Passiert das aber fühlt sich der Betroffene, dem man es ja anders erzählt hat, “ungerecht” behandelt, betrogen usw. Dann hat er wieder Grund sich zu empören, und so geht es weiter. Man bekommt, aus Unkenntnis auf Grund von Täuschung und Lüge, die entsprechenden Urteile.
Dann kann man entweder Anlass haben darüber nachzudenken ob vielleicht die eigene Strategie falsch war. Könnte wenigstens jetzt anfangen die Behauptungen nachzuprüfen (und das heisst eben mehr zu tun, als sich noch weitere Internetseiten anzuschauen, auf denen der selbe Unsinn steht)
Oder man kann sich als “Justizopfer” fühlen, sich empören und dann geht es weiter und weiter.
Die Richter wenden das Recht an, das sie gelernt haben.
Der “Reichsbürger” erwartet, dass sie das Recht anwenden, das er sich hat beibringen lassen (und das sich natürlich im Detail von Gruppe zu Gruppe unterscheidet – gemeinsam ist ihnen allen nur, dass es völlig unbrauchbar ist).
Beides hat nichts miteinander zu tun, das geht bis in die Verwendung simpler Begriffe hinein – zB. “natürliche bzw. juristische Person” – was ein “Reichsbürger” darunter versteht hat nichts mit der Bedeutung zu tun, die diese Begriffe seit mehr als 100 Jahren (!) tatsächlich haben.
Nun war es lange so, dass man selbst mit einer falschen oder unsinnigen Argumentation bei kleineren Geschichten mit Beharrlichkeit und Sturheit tatsächlich mal eine Verfahrenseinstellung erreichen konnte. Machte auch für Gerichte wenig Sinn wegen 30 Euro mehrere Verhandlungstage anzusetzen.
Diese Zeiten sind aber vorbei.
Mittlerweile hat man mitbekommen, dass hinter diesen seltsamen Justizirrtümern, mit denen da argumentiert wird, mehr steckt. Nämlich staatsfeindliche Tendenzen mit stark revisionistischen und nationalistischen Untertönen.
Leute wie Dir wird das Bild eines Staates gezeichnet, der wohl tatsächlich Verachtung und Ablehnung verdienen würde – lügt er doch von Grund auf, ist gar kein Staat, hat gar keine Beamten, hat keine Bürger sondern “Personal” usw. usf.
Das Problem dabei ist – dieses Bild ist eine Fälschung, wird (in diesem Falle mit der Creifelds-Lüge) ganz bewusst benutzt um den Menschen was vorzumachen, ihre Emotionen und ihre Empörung zu wecken und sich dabei (ganz ohne, dass sie sich dessen bewusst sind) früher oder später ins Unrecht zu setzen – schliesslich gelten Gesetze und Vorschriften angeblich nicht, dann muss man sich auch nicht dran halten.
Ist dann erstmal der Führerschein weg, der Gerichtsvollzieher im Haus und man “steht in der rechten Ecke” weiss der ein oder andere wirklich nicht wie ihm geschieht, weil er völlig auf den Unsinn vertraut hat dem ihm diese netten und komptent erscheinenden juristischen Laien vorgelogen haben.
Das ist fast zwangsläufig.
Dann kommt die Ablehnung dieses “Systems” und die Wut ganz von selbst. Bald ist man dann wirklich nicht mehr erreichbar für andere, realistischere Auffassungen. Die sind dann nur Propaganda oder Geschwätz von unwissenden oder böswilligen Systemlingen. Man selbst “weiss” es doch besser, und man hat eine ganze Menge Freunde aus dem Internet, vielleicht mehr als je zuvor, die es genauso gut wissen, zu einem halten und einen unterstützen.
Als würde es helfen, wenn die Gesinnungsgenossen beim Prozess im Zuschauerraum sitzen, die einen dann hinterher loben weil man auf die Frage des Richters nach der “Staatsangehörigkeit” beantwortet mit “Deutsches Reich” oder “jedenfalls kein Personal der BRD” oder “in Selbstverwaltung” oder was gerade in dieser Gruppe angesagt ist!
Es ist auch immer das selbe Rezept, das für alle möglichen Verfahren funktionieren soll. ganz gleich worum es geht…
Spätestens nach ein paar Niederlagen und entsprechenden Nachteilen heisst es (und diese Entwicklung kann man immer wieder sehen) “Wir gegen Sei”.
Man muss sich nämlich die staatsfeindliche Haltung (die kein Staat auf der Welt akzeptiert) erst mühevoll antrainieren lassen. Man muss erst lernen und erfahren wie ungerecht es hierzulande zugeht. Man muss vielleicht sogar ein paar Prozesse wegen der unsinnigen Argumente verlieren, die man eventuell mit einem echten Rechtsanwalt gewonnen hätte um zu seinem Unrecht zu kommen über das man sich dann mit seinen neuen Freunden aufregen kann. Man muss sich erst langsam in diese Welt voller Vorstellungen ziehen lassen, muss sich einiges einreden lassen.
Aber da gibt es ein paar Leute, die können das ganz gut. Machen das seit Jahren. Haben mit ihren “Ratschlägen” Leute ruiniert und radikalisert. Die fühlen sich gut dabei, holen sich ihre Selbstbestätigung daraus, treten dabei so selbstsicher und teilweise rhetorisch geschickt auf dass sie glaubwürdig wirken. Warum sollten sie einen auch anlügen?
Es ist sicher kein Zufall, wenn manch einer meint es sei notwendig dagegen anzuschreiben – wie das der reichling seit vielen Jahren so beharrlich macht.
Aber: Jeder hat hierzulande immer die Möglichkeit sich zu informieren und damit eben auch ein Stück Selbstverantwortung.
Drum muss ich sagen, ganz unpolemisch:
Wer bereit ist so extreme Ansichten zu glauben ohne sie gegen zu checken, dem ist wohl kaum zu helfen.
Es ist wirklich nicht schwer heraus zu finden, dass zB. dieser Creifelds-Eintrag (schlecht!) erfunden wurde.
Wahrscheinlich werden 95% der Leute, die mit diesen Ideen in Berührung kommen nach kurzer eigenen Recherche feststellen wie sehr sie belogen werden.
So schwer ist es nämlich nicht.